Aufbruch in die digitale Welt: Handelsunternehmen brauchen Manager für den Change-Prozess

Digitalisierung bedeutet einen grundsätzlichen und umfassenden Change-Prozess für das Unternehmen. Im Bereich der Personalsuche ist das noch nicht wirklich angekommen, beobachtet der Headhunter Dwight Cribb.

„Der Handel sucht derzeit vor allem operative Führungskräfte für den Sprung in die digitale Welt“, weiß Dwight Cribb aus Erfahrung. Er ist Gründer und CEO des gleichnamigen Beratungshauses, das sich auf die Rekrutierung von Topmanagern mit Digitalkompetenz spezialisiert hat. Experten für Online-Marketing, -Shopkonzepte oder Catgory Management stünden aktuell hoch im Kurs.

Allerdings bleibe darüber das „große Ganze“ oft auf der Strecke, warnt Cribb. „Handelsunternehmen bräuchten eigentlich Leute, die in der Lage sind, die gesamte Organisation in Richtung Digitalisierung zu transformieren“, mahnt der Headhunter an, auf dessen Kundenliste die Otto Group, Jägermeister, Tchibo und Henkel stehen.

Führungsspitze muss Chancen deutlich machen

Digitalisierung sei ein Change-Prozess, dem sich Unternehmen grundsätzlich annehmen sollten. Die Führungsspitze müsse klarmachen, welche Chancen darin liegen. Denn sonst laufe man Gefahr, dass „traditionelle“ Abteilungen oder Mitarbeiter die neue Welt als Bedrohung empfinden, Ressentiments schüren und schlimmstenfalls die Entwicklung boykottieren.

Auch die Installation losgelöster Onlineteams, die „wie Beiboote“ neben dem Unternehmen herschwimmen, hält er für kritisch. „Denn das Know-how findet auf diese Weise keinen Eingang in den Rest des Unternehmens.“

Kontraproduktiv findet Cribb zudem die verbreitete Haltung, dass „erst einmal das komplette Online-Konzept stehen muss, bevor man loslegt“. Viel sinnvoller sei eine fehlertolerante Unternehmenskultur des Ausprobierens, die „von oben“ ausdrücklich gewollt sein müsse. Auf die Frage nach Beispielen einer solchen Haltung im Handel nennt Cribb John Lewis/Waitrose sowie Tesco aus UK. Hierzulande investiere Tengelmann viel in Lernprozesse.