„Mein Name ist Junk, Marco Junk.“ So oder ähnlich könnte dieser Mann sich vorstellen. Assoziiert mit dem Job als Geschäftsführer beim Digitalverband BVDW, bleibt natürlich der schlechte Witz nicht aus: Seine Mails sind also Junk-Mails, aber nur vom Namen, nicht inhaltlich. Was er beim BVDW bewirken wird, bleibt abzuwarten, aber er kommt von den Kollegen vom BITKOM und hat da einiges bewegen können.

Nach 10 Jahren unter der Führung von Tanja Feller muss Marco Junk nun erst mal den Status Quo beim BVDW aufnehmen, bevor von ihm erwartet wird, dass er den Verband weiter nach vorne bringt. Das Start-Up-Thema hat der Verband, den ich seit 15 Jahren selbst begleite (davon nun 10 Jahre im Präsidium), bislang leider etwas vernachlässigt. Außerdem stehen Themen wie Industrie 4.0 an und da muss der BVDW, der derzeit als reiner Dienstleisterverband agiert, selbst einiges an Transformation umsetzen, um sich als Kompetenzzentrum weiter zu behaupten.

Lesen Sie selbst, wie der Wunsch-Astronaut nach den Sternen greift.

Einen schönen 2. Advent und wie immer: viel Spaß beim Lesen!

Ihr
Harald R. Fortmann

Marco Junk, BVDW1) Was wollten Sie als Kind werden?

Da war ich sehr festgelegt – Astronaut.

2) Wie würden Ihre Mitarbeiter Ihren Führungsstil beschreiben?

Nach gerade mal zwei Wochen beim BVDW wäre eine solche Einschätzung etwas gewagt, der Beurteilung durch meine neuen KollegInnen stelle ich mich gerade. Rückblickend: Entscheidungsfreiheit und Verantwortung einräumend, den Mitarbeitern vertrauen. Kommunikation statt allzu engmaschiges Controlling.

3) Und wie Sie selbst?

Den Zweifel durch den Irrtum ersetzen – Mitarbeiter motivieren, eigenverantwortlich nach vorne zu gehen, Chancen nicht nur zu erkennen, sondern auch zu nutzen, auch um den Preis eines gelegentlichen Irrtums. Nur so können Leistungsträger ihr Potenzial entfalten, umgekehrt erkennt man „Underperformer“ entsprechend schnell.

4) Stichwort War for Talents: Wie gelingt es Ihnen, die besten Mitarbeiter zu finden?

Die Herausforderung beginnt damit, dass man als verbandlicher Arbeitgeber nicht per se mit dem besten Image daherkommt. Außen Verband, innen schnell und agil wie eine Agentur, das muss man erst mal vermitteln. Dabei steht der BVDW aufgrund seiner dynamischen Branche im Vergleich zu anderen Verbänden noch gut da. Und tatsächlich gibt es nur wenige so spannende Tätigkeiten wie die im BVDW: An der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit den digitalen Wandel mitzugestalten. Das gilt es zu vermitteln.

5) Und wie halten Sie sie?

Ich erachte die Unternehmenskultur und -atmosphäre als entscheidend. Es ist Aufgabe des Managements für eine vertrauensvolle, kommunikative und motivierende Unternehmenskultur zu sorgen – und sie (vor-)zu leben.

6) Was bedeutet der digitale Wandel für Sie im Alltag und auf der Arbeit?

In beiden Fällen dasselbe: Mehr Flexibilität, mehr Zeit, mehr Möglichkeiten. Und die Freiheit, Alltag und Arbeit besser miteinander vereinbaren zu können, denn Zeit ist die wertvollste Ressource, die wir haben.

7) Die Risiken der Digitalisierung stehen oftmals im Vordergrund, wir möchten das Positive herausheben. Welche Chancen, denken Sie, ergeben sich durch sie?

Die Digitalisierung hat ihr Potenzial bereits erfolgreich unter Beweis gestellt: Ob in der Logistik, der Finanzwelt, der Verwaltung und natürlich der Kommunikation, um nur einige Bereiche zu nennen. Künftige gesellschaftliche Herausforderungen werden sich ohne digitalen Wandel gar nicht bewältigen lassen: So wird die Energiewende ohne intelligente Netze nicht machbar sein, Telemedizin eröffnet neue Möglichkeiten, wo die Ärzteversorgung wirtschaftlich nicht mehr abbildbar ist, Metropolen werden angesichts ihres prognostizierten Wachstum nur als „intelligente Stadt“ organisierbar sein. Unsere Aufgabe ist es, die Notwendigkeit wie auch das Potenzial, das der Digitalisierung dazu innewohnt, zu vermitteln. Digitalisierung ist mehr als Apps.

8) Welche Schritte in Richtung digitale Transformation haben Sie in Ihrem Unternehmen angestoßen?

Vieles ist hier im BVDW natürlich schon vorbildlich umgesetzt. Die weitere Prozessoptimierung und eine stärkere Nutzung von Collaboration-Tools stehen aktuell im Fokus, gerade auch zur Einbindung der Mitglieder in die Verbandsarbeit.

9) CEO, CDO, CIO, CTO, CMO, CFO, … – wer sollte die Digitalisierung der Unternehmen vorantreiben und warum?

Das erinnert mich an die Frage, welches Bundesressort für digitale Themen verantwortlich zeichnen soll – die Antwort kann nur lauten: Alle gemeinsam, denn Digitalisierung ist ein Querschnittsthema.

10) Wandel ist stets eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen?

Durch eine frühzeitige Kommunikation, die die Ängste und Zweifel der Mitarbeiter ernst nimmt und diese in der weiteren Planung berücksichtigt. „Change-Management“ erfordert nicht zwangsläufig externe Berater mit hübschen Foliensätzen, sondern in erster Linie ein belastbares Vertrauen in die Führung eines Unternehmens. Das muss man sich aber erst mal erarbeiten.

11) Digitaler Enthusiasmus ist für Sie?

Disruptive Geschäftsmodelle voranzutreiben, statt tradierte zu verteidigen.

 Dankeschön, Herr Junk!

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