Mit seinem Know-how berät er internationale Unternehmen und Marken bei der strategischen Nutzung digitaler Technologien. Seit Dezember 2018 sitzt er im Aufsichtsrat der Deutschen Bank und berät diese zu digitalen Themen und Fragestellungen. Darüber hinaus nimmt er auch verschiedene Beiratsmandate wie für die ING-DiBa Bank wahr.

Welchen speziellen Themen müssen sich Aufsichtsräte ab sofort verstärkt widmen?

Branchen- und industrieübergreifend gilt weiterhin: Wertschöpfungsprozesse bleiben im grundsätzlichen Wandel und müssen entsprechend beobachtet, bewertet und angepasst werden. Neue Technologien, Lösungen und Player lösen in sich geschlossene Geschäftsprozesse auf. Gleichzeitig setzen Daten- und Plattformunternehmen dazu an, von Serviceanbietern zu Konkurrenten zu werden. Aufsichtsräte brauchen den Markt- und Trendüberblick sowie ein tiefes Verständnis von Technologie, um ihre entscheidende Funktion – die informierte Bewertung von Vorstandsentscheidungen – erfüllen zu können.

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Unabhängig vom Kompetenzprofil: Welche persönlichen Eigenschaften sollte ein Aufsichtsratsmitglied mitbringen, um den Herausforderungen der Zeit zu begegnen?

Langjährige Erfahrung bleibt ein wichtiges Gut, kann in Zeiten radikaler Umbrüche jedoch allein nicht ausreichen. Umgekehrt reicht es natürlich nicht, als smarter Futurologe zu glänzen. Wer heute in Entscheidungspositionen sitzt, braucht deshalb vor allem Kooperationsfähigkeit und ein Bewusstsein für die Grenzen der eigenen Bewertungskompetenz. Aufsichtsräte sind Teams, sollten zusammenarbeiten, sich ergänzen und entsprechend vielfältig zusammengesetzt sein.

Wenn du etwas jetzt sofort ändern könntest: Was würdest du in Aufsichtsräten als allererstes ändern?

Wie eben gesagt: Aufsichtsräte brauchen Vielfalt. Das System der späten Karrierebelohnung und der organisierten Multiaufsichtsräte ändert sich zwar, aber nur langsam. Da würde ich gern mehr Bewegung reinbringen.

Was würdest du Aufsichtsrats-Neulingen mit auf den Weg geben?

Nimm’s an, nimm’s ernst, richte dich auf sehr lange Tage ein. Sei dir im Klaren darüber, dass du für dein Wissen, deine Stimme und deine Bewertung einbestellt wurdest: Aussitzen gilt nicht. Bring ein, was du weißt, und sei transparent, was deine Grenzen angeht.

Gab es in deiner bisherigen Arbeit als Aufsichtsratsmitglied ein Aha-Erlebnis?

Nicht dass ich’s nicht schon geahnt hätte, aber: Es gibt wenig echte Eingriffsmöglichkeiten in unsinnige Geschäftsprozesse. Aufsichtsräte sind Kontrollorgane, die strukturell erst einmal nicht dafür angelegt sind, selbst aktiv zu gestalten. So sehr es mitunter auch in den Fingern juckt und das tut es wirklich sehr!

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