Dazu gehören zweifellos QR-Codes, die eine Brücke zwischen Offline-Medien wie Print, TV, Plakat sowie Citylights und der Online-Shopping-Welt schlagen. Gut sichtbar im Schaufenster aufgestellt, ermöglichen es die Pixelquadrate außerdem, Ladengeschäfte direkt mit den entsprechenden Online-Stores zu verbinden und aus Spaziergängern auch nach Ladenschluss Käufer zu machen. Tescos virtuelle U-Bahn-Supermärkte in Südkorea gehen noch ein Stück weiter und generieren mit sogenannten Plakatshops Umsatz vor Ort, ohne dass dafür kostspielige Ladenflächen unterhalten werden müssten. Wachsen Smartphone-Durchdringung und QR-Code-Nutzung hierzulande weiterhin so rasant wie zuletzt, werden sich solche innovative Angebotsformen bald auch bei uns verbreiten.

Spannende Innovationen dürfen wir weiterhin aus dem Augmented Reality-Bereich (AR) erwarten. Die Stärke dieser Technologie liegt in der spielerischen Auseinandersetzung mit Produkten und Marken. Dazu gehören auch virtuelle Anproben, die der Kaufvorbereitung dienen und Rücksendequoten senken sollen. Inwiefern AR-Anwendungen auch die Conversion steigern kann, ist hingegen noch weitgehend offen. Hier hat jetzt die Zeit der Erforschung und Optimierung begonnen.

Ein weiterer Trend: „All business is local“. Getreu diesem Prinzip gehen immer mehr E-Commerce-Enabler dazu über, den kleinen Laden um die Ecke ans Online-Geschäft anzubinden. Zusatzerlöse aus dem Internet sind dabei aber nur ein Argument: Mindestens genauso zählt hier die verbesserte Präsenz im Netz, die sich auch im stationären Geschäft auszahlen soll.

Schauen wir uns zusammen an, welche Köpfe wir im Bereich E-Commerce im Blick behalten sollten.

Lars Finger, Bereichsleiter Corporate Development E-Commerce Otto Group

Er ist Verfechter einer Multiformat-Strategie, die die Absatzkanäle nicht mehr separat betrachtet, sondern ineinander übergreifend versteht. Zu diesem Denken gehört auch der Wandel von der Orientierung an klar definierten Zielgruppen hin zu hoch personalisierten Angeboten für jeden einzelnen Kunden. Wir dürfen gespannt sein, mit welchen Weichenstellungen Finger die Otto Group als einen der weltgrößten Online-Händler weiter auf Wachstumskurs halten wird. Der Erwartungsdruck dürfte nicht unerheblich sein, schließlich engagiert sich Otto bereits seit 15 Jahren im E-Commerce-Geschäft und wickelt mittlerweile 50 Prozent seines Umsatzes online ab.

Ortwin Kartmann, Gründer und CEO von Shopgate

Ortwin hat sich schon als Schüler mit der Plattform Referate.de selbstständig gemacht und vor drei Jahren mit der Mobile Ticketing- und Payment-Lösung Simty reichlich Kompetenz im Bereich M-Commerce aufgebaut. Mit seinem Unternehmen Shopgate setzt er jetzt an, QR-Codes überflüssig zu machen. Die Idee: Leser von Katalogen und Zeitschriften scannen die enthaltenen Produktfotos oder Anzeigen einfach ab und werden so direkt in den jeweiligen Online-Shop überführt. Wir werden sehen, ob sich dieser Service bei Anbietern und Nutzern auf breiter Front durchsetzen wird.

Sandro Megerle, Senior Trend Analyst bei TrendONE, darf zusammen mit seinem Chef Nils Müller, CEO und Gründer des Unternehmens, hierzulande als Wegweiser und Trendbereiter des E-Commerce gelten.

Wer sich für die Zukunft des elektronischen Einkaufens interessiert, kommt um die Prognosen Megerles und seiner Kollegen kaum herum. Schon 2007 prognostizierte TrendONE, dass QR-Codes und Augmented Reality im Jahre 2011 eine wichtige Rolle im Online-Versandhandel spielen würden – wir haben es also definitiv nicht mit Glaskugellesern zu tun. Das Unternehmen wertet dafür jeden Monat rund 2.000 sogenannte Micro-Trends aus aller Welt aus. „Twitter-Commerce“, „Cross Commerce statt E-Commerce“, „Outernet statt Internet“ – das sind nur einige der aktuellen Stichworte aus der Hamburger Zukunftswerkstatt.

Michael Urban, Geschäftsführer von logiprint.com, mischt seit über 15 Jahren ganz vorn im Internet mit.

Als Gründer von Buch.de, das er 1995 aus der Taufe hob, gehört er zu den Urvätern des Buchgeschäfts im Internet. Mittlerweile ist er als Venture Capital Geber unterwegs und steht jungen Startups mit seiner Firma Nabrun Venture mit Rat und Tat zur Seite. Vor allem aber kümmert er sich als Chef der Online-Druckerei Logiprint um die Verbreitung der QR-Code-Technologie, die bei Urban „LogiCode“ heißt. Diese Codes, die per Smartphone erkannt werden, integriert Logiprint in seine Visitenkarten. So lassen sich alle Daten – inklusive Bild und sonstiger Informationen, die der Visitenkarteninhaber online hinterlegt hat – bequem im Handy abspeichern. Der Clou: Die Anwendung sorgt im Hintergrund dafür, dass die Daten immer auf dem neuesten Stand bleiben.

Wilfried Beeck, CEO ePages, beschäftigt sich seit 1992 mit E-Commerce und gehörte zu den Gründern der Intershop AG, aus der er sich 2002 mit ePages herauslöste

Heute gehört er zu den weltweit führenden Anbietern cloudbasierter E-Commerce Standardsoftware, die nach eigenen Angaben von 50.000 Kunden genutzt wird. Beecks aktuelles Thema ist die Integration lokaler Händler – ein riesiges Potenzial. Ihnen will er den E-Commerce-Einstieg so leicht wie möglich machen, indem er sie nicht nur bei der technischen und gestalterischen Umsetzung unterstützt, sondern auch in Sachen Logistik: Durch die Anbindung an die Warenwirtschaft großer Händler will Beeck auch die Boutique und den Fahrradladen an der Ecke wettbewerbsfähig machen. Mit seinem Stadtteilprojekt Schanzenport hat er zusammen mit der Brancheninitiative Hamburg@Work schon mal vorgemacht, wie das funktionieren kann.