Kennen Sie das? Sie begegnen jemanden zum ersten Mal und denken, es handelt sich um jemand anderes? So ging es mir, als ich Richard Harless auf einem Kongress in Istanbul vorgestellt wurde – hätte man mir nicht gesagt, dass es Richard ist, hätte ich ein Autogramm von Robbie Williams haben wollen… Und nun landet er da, wo er mit dem Look hingehört: Richard ist nun Deutschland-Chef von Shazam und wird hier das Geschäft mit den Partnern und Kunden der beliebten Musik-Plattform vorantreiben. Der US-Amerikaner ist vor rund 2,5 Jahren nach Deutschland gekommen und fühlt sich in der internationalen Metropole sehr wohl. Unsere Wege haben sich sozusagen bereits einmal gekreuzt – in unserer gemeinsamen Zeit bei AOL mit den ganzen Veränderungen zu Platform-A und wieder zurück.

Gespräche mit Richard sind sehr zu empfehlen. Er betrachtet immer das große Ganze und hat das Herz auf der Zunge (ich vermute hier wird er nicht wissen, was dieses deutsche Sprichwort bedeutet). Ich bin daher sehr gespannt, wie er sich nun bei Shazam machen wird und bin mir sicher, wir werden noch viel von ihm hören.

Am kommenden Sonntag ist wieder Blankeneser Heldenlauf und ich weiß, dass zumindest einige der Hamburger unter Ihnen wieder dabei sein werden – ich freue mich auf ein gemeinsames Erdinger Alkohlfrei mitsamt den Harry Brot Hörnchen im Ziel, sprechen Sie mich an, wenn Sie mich sehen!

Ein tolles Wochenende

Ihr

Harald R. Fortmann

Richard Harless1) Was wolltest du als Kind werden?

Ich bin in Amerika aufgewachsen, in den Bergen von West Virginia, wie im Lied von John Denver. Ich habe oft in den Bergen allein gespielt und ich liebte die Tiere. Ich wollte Tierarzt werden, aber es gibt nicht so viele Tiere in Berlin.

2) Wie würden deine Mitarbeiter deinen Führungsstil beschreiben?

Ich gehe gutem Beispiel voran. Es ist wichtig, dass jeder im Team sieht, dass man das gleiche Ziel hat, und dass jeder ebenso hart arbeitet, um es zu erreichen.

3) Und wie du selbst?

Es ist eine Frage der Beziehungen. Ich finde, meine beste Eigenschaft ist die Fähigkeit zur Empathie, mich in Kollegen und Kunden hineinzuversetzen. Egal ob es sich um Amerikaner, Briten oder Deutsche handelt, ich kann sie alle verstehen. Gerade in einem internationalen Unternehmen wie Shazam, ist der richtige Umgang mit internationalen Kunden wie Vodafone und Volkswagen wichtig.

4) Stichwort War for Talents: Wie gelingt es dir, die besten Mitarbeiter zu finden?

Der amerikanische Businessman Lee Iaccoca sagte einmal: „Ich stelle Leute ein, die klüger als ich sind und lasse sie dann machen.“ Es ist eine gute Idee, Menschen, die bereits motiviert und erfolgreich sind, einzustellen und sie sie selbst sein zu lassen.

5) Und wie hältst du sie?

Wenn man den Mitarbeitern erlaubt, sie selbst zu sein und sich selbst auszudrücken, übernehmen sie Verantwortung für ihre Arbeit. Dann lieben sie ihren Job und bleiben auch.

6) Was bedeutet der digitale Wandel für dich im Alltag und auf der Arbeit?

Unser Geschäft ist komplett digital. Unser Ziel ist es, die ganze Welt klickbar, digital erfahrbar, zu machen. Durch shazamable TV-Werbung und unsere Arbeit mit Ströer Out Of Home Advertising verbinden wir die Offline-Welt mit der Online-Welt via Smartphone und der Shazam App. Diese wurde bereits 30 Millionen mal in Deutschland heruntergeladen .

7) Die Risiken der Digitalisierung stehen oftmals im Vordergrund, wir möchten das Positive herausheben. Welche Chancen ergeben sich deiner Meinung nach durch sie?

Die Digitalisierung ist für jeden anders. Für jeden Einzelnen kommt es darauf an, was man daraus macht, wie intensiv man digitale Tools verwendet und wie man sich entscheidet, mit diesen umzugehen. Als ich anfangs in Deutschland niemanden kannte, habe ich Tinder benutzt. Ich habe Tinder aber nicht zum Daten verwendet, sondern um tatsächlich mit der deutschen Texteingabehilfe von den Leuten bei SwiftKey Deutsch zu lernen. Es ist ein Beispiel für die Verwendung unserer digitalen Welt zur Steigerung der Produktivität und Verbesserung unserer Offline-Welt. Ohne meine „Tinder Chats“ könnte ich heute wahrscheinlich nicht gut genug Deutsch sprechen, um Shazam Deutschland zu führen.

8) Welche Schritte in Richtung digitale Transformation hast du in deinem Unternehmen angestoßen?

Shazam ist die 14. am meisten heruntergeladenen App in der Welt mit über 600 Millionen Installs weltweit. Derzeit sorgen wir für sieben Prozent des weltweiten digitalen Vertriebs. Die fortgesetzte digitale Transformation ist wichtig. Wir hoffen, als Weltmarktführer, diese fortlaufenden Veränderungen weiter anzuführen.

9) CEO, CDO, CIO, CTO, CMO, CFO, … – wer sollte die Digitalisierung der Unternehmen vorantreiben und warum?

Alle. Digitalisierung der Unternehmen ist wichtig für das gesamte Unternehmen. Also sollte sie für jeden einzelnen Mitarbeiter wichtig sein. Jeder in der Firma, von der Poststelle bis zum CEO, sollte die Digitalisierung als Chance nutzen, um seine persönliche Leistung und damit die Leistung des Unternehmens zu verbessern.

10) Wandel ist stets eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen?

Ich studiere die Buddhistische Philosophie. Das Konzept des ständigen Wandels ist ein wichtiger Aspekt dieser Philosophie. Unsere Welt verändert sich kontinuierlich von einem Moment auf den anderen und wenn wir einen Moment in der Zeit festhalten, sind wir sofort in der Vergangenheit. Die Zukunft wird immer mit Veränderung zu uns kommen und wir müssen das akzeptieren. Mitarbeiter, die „Change Happens“ nicht als Motto akzeptieren, sind bereits auf der Strecke geblieben.

Früher als ich bei AOL in den USA gearbeitet habe, ging das Unternehmen durch große Veränderungen, wie Personalabbau und diverse Führungswechsel. Ein gutes Buch, das mir von einem klugen Vorgesetzten zur Verfügung gestellt wurde, war „Who Moved My Cheese“ von Spencer Johnson. Dieses Buch bietet einen großartigen Einblick in das Konzept von „change or die“.

11) Digitaler Enthusiasmus ist für dich?

Digitaler Enthusiasmus ist mein Leben. Digital ist meine Karriere (Shazam). Es ist mein Deutschlehrer (Duolingo). Digital ist die Art und Weise, wie ich mit meiner Familie in Amerika verbunden bleibe (Skype). Digital ist, wie ich Musik höre (Spotify). Digital ist mein Navigator der Welt (Google Maps). Digital ist, wie ich Freunde besuche (Air Berlin App). Es ist, wie ich mit meinen Freunden kommuniziere (WhatsApp). Digital ist, wie ich meine Zeitungen lese (Reddit). Digital ist nicht nur ein Gerät mit einer Aus-Taste, ICH BIN DIGITAL.

Vielen Dank, Richard!

Richard Harless im Netz: LinkedIn, Twitter, XING

Vorherige “Digital-Checks”:

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